Variabler Erdbock

  • Wissenschaftlicher Name: Iberodorcadion fuliginator (Linnaeus, 1758)
  • Deutscher Name: Variabler Erdbock
  • Familie: Cerambycidae (zu deutsch: Bockkäfer)

Wissenswertes:

Der beeindruckende, flugunfähige Erdbock (10-15mm Körperlänge) kann im Mai/Juni in der Umgebung von Tübingen mit ein wenig Glück entlang von Wegen beobachtet werden, wo die Tiere sich bei Sonnenschein und wärmerem Wetter gerne aufhalten.
Als charakteristische Art trockener, warmer, lückiger Grasbestände ist der Erdbock zur wärmeliebenden Fauna der extensiven Kulturlandschaft in der Umgebung von Tübingen zu zählen. Der Entwicklungszyklus des Erdbocks ist 2-jährig (Baur et al., 1997). Die Eier werden je nach Wetter von März bis Mai vom Weibchen in die Stängel (Baur et al., 1997) verschiedener Süßgräser abgelegt. Die Larve schlüpft wenige Wochen nach der Eiablage und frisst an den Graswurzeln. Im darauffolgenden Sommer wird die Larvalentwicklung abgeschlossen und die Larven verpuppen sich. Die Käfer schlüpfen 2-3 Wochen später und verbleiben bis zum darauffolgenden Frühjahr im Boden. Nachdem der Erdbock aus der Erde gekrochen ist, beginnt er bald darauf mit der Fortpflanzung und stirbt bereits 2-4 Wochen nach Beginn der Aktivität wieder (Baur et al., 2005). Auch als ausgewachsener Käfer ernährt sich der Erdbock vegetarisch: Er frisst an den Blättern von Süßgräsern (Hepp, 1934).
Der Erdbock ist in Deutschland stark gefährdet und in den letzten Jahren vielerorts verschwunden (Baur et al., 2020). Durch seine langsame Fortbewegungsweise am Boden dürfte die Ausbreitung eingeschränkt sein. In einer Studie bewegten sich die Erdböcke in ihrem Leben in Radien von nur 20-200m (Baur et al., 2005). Besiedelte Gebiete, die mehr als 500m auseinander liegen gelten als getrennt (Baur et al., 2005), das heißt es erfolgt keine Fortpflanzung mehr zwischen diesen Populationen. Hinzu kommt, dass der Erdbock gerne Wege oder Randstrukturen bei seinen Wanderungen nutzt (Baur et al., 2005), weshalb viele der langsamen Käfer wohl leider Autos, Radfahrern oder Fußgängern zum Opfer fallen, worauf auch immer wieder gefundene, plattgefahrene Tiere auf den Wegen hinweisen. Das größte Problem für den Erdbock ist jedoch der Rückgang seines Lebensraumes (Baur et al., 2020): Durch Intensivierung der Nutzung, wie es durch den Einsatz von Insektiziden, Düngung und häufige Mahd geschieht, verschwindet der Erdbock. Starke Düngung führt zu dichten Grasbeständen, wodurch sich zum einen der Boden schlechter erwärmt, zum anderen die konkurrenzschwächeren Wirtsgräser verschwinden. Ähnliche Effekte dürfte auch das Liegenlassen gemähten Grases auf den Flächen haben. Es liegt also nunmehr an uns, ob wir einen Teil unserer extensiv genutzten Kulturlandschaft erhalten wollen und gewissenhaft pflegen, wodurch auch so attraktive Arten wie der Erdbock weiterhin in Deutschland leben können. Der Vebtil fördert mit seinen Pflegekonzepten auch Arten wie den Erdbock, so konnte er auch bereits auf mehreren Vebtilflächen gefunden werden.


Literatur:

  • Baur, B. & D. Burckhardt & A. Coray & A. Erhardt & R. Heinertz & M. Ritter & M. Zemp, 1997, Der Erdbockkäfer, Dorcadion fuliginator (L., 1758)(Coleoptera: Cerambycidae), in Basel: Mitteilungen der Entomologischen Gesellschaft Basel, v. 47, p. 59-60.
  • Baur, B. & A. Coray & H. Lenzin & D. Schmera, 2020, Factors contributing to the decline of an endangered flightless longhorn beetle: A 20‐year study: Insect Conservation and Diversity, v. 13, p. 175-186.
  • Baur, B. & A. Coray & N. Minoretti & S. Zschokke, 2005, Dispersal of the endangered flightless beetle Dorcadion fuliginator (Coleoptera: Cerambycidae) in spatially realistic landscapes: Biological Conservation, v. 124, p. 49-61.
  • Hepp, A., 1934, Zur Lebensweise von Dorcadion fuliginator L. (Col. Cerambyciddae): Entomologischer Anzeiger, v. 14, p. 48-50.

Dohlen 2021

Die Tübinger Kolonie expandiert auch 2020/21. Platanenallee, Burse, Anlagenpark bilden 60% des Bestandes und sind das Zentrum. Die Population auf dem Stadtfriedhof ist die zweitgrößte Teilpopulation in Tübingen.
An mindestens 15 weiteren Orten in Tübingen und Umgebung gibt es weitere Bruten. In den letzten Jahren wurden auch folgende Dörfer um Tübingen als Brutplatz erwählt :
Derendingen, Weilheim, Kilchberg, Hirschau.
Auch in Rottenburg gibt es wieder Bruten. Grund ist die seit 20 Jahren betriebene Schutzarbeit. Der Trend der Ausbreitung hält auch 2021 an. Der Gesamtbestand ist auf weit über 100 Bruten hinaus angewachsen.
Bemerkenswert ist auf der Platanenallee der hohe Anteil an Fäulnishöhlen. Hier sind 60% der Bruten von unseren Maßnahmen unabhängig geworden. Und das ist unsere Ziel : Weitere Ausbreitung ohne unsere Hilfe; sozusagen auf eigenen Flügeln.

VEbTiL wird 40

Der Verein wurde am 19. März 1981 zur Verhinderung illegaler Tierimporte gegründet und ist heute vor allem im Arten- und Biotopschutz aktiv.
Seit 40 Jahren beobachten wir nun den Verlust der Biodiversität und der Flächenverbrauch im Ländle liegt auch 2019 noch bei unglaublichen 45.000 Quadratmeter pro Tag! Und es ist kein „Ende im Gelände“ in Sicht…
Unsere Mitglieder und Unterstützer*innen sehen diesen Entwicklungen aber nicht nur untätig zu, sondern engagieren sich in Gremien, Projekten und auch in regelmäßigen Saturdays-for-future Aktionen für den Erhalt der vereinzelt noch vorhandenen Vielfalt der Flora und Fauna. Damit schaffen wir auf vereinseigenen und gepachteten Flächen neue Lebensräume und Refugien für seltene Arten, für eine vielfältige Mitwelt und für eine lebenswerte Zukunft.
In diesem Sinne wollen wir auch in den kommenden Jahren die Lage weiter mit wachen Augen beobachten, uns einmischen und nicht nur ein Apfelbäumchen pflanzen, sondern noch viele Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen und Quitten.

11 Kommunale Biodiversitätsforderungen

24. Februar 2021, 19 – 20:30 Uhr, online

Die Gemeinderatfraktionen sind eingeladen, in einem Online-Format öffentlich Stellung zu den 11 Forderungen von 11 Naturschutz- und Umweltverbände zum Thema Biodiversität in Tübingen zu beziehen.
Der Link zur Veranstaltung wird ab dem 23. Februar auf der Seite des Vereins Umweltzentrum-Tübingen e.V. veröffentlicht.
Ablauf der Veranstaltung:
Zu Anfang werden die Forderungen kurz vorgestellt und dann dürfen die Gemeinderät*innen/Stadträt*innen Stellung nehmen. Im Anschluss daran haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit,(Rück-)fragen zu stellen.

Presse-26-02-2021
20210211_11-Kommunale_BioDiv_Forderungen

Naturgemäßes Obstbaumschnitt-Seminar 2021 – ABGESAGT !!!

Auf Grund der allgemeinen Situation der Corona-Pandemie müssen wir – schweren Herzens – das Obstbaumschnitt-Seminar absagen. Sicher ist sicher! Wir bitten um Ihr/Euer Verständnis.

Die Grundlagen zum selbstständigen Schneiden von jungen und alten Obstbäumen wird unter professioneller Anleitung von Dipl.-Ing. agr. Michael Grolm in seinem „Naturgemäßen Obstbaumschnitt-Seminar“ (http://www.obstbaumschnittschule.de/) vermittelt.

Das 2 1/2-tägige Seminar wird vom Fr. 12. Februar – So. 14. Februar 2021 stattfinden. Am Freitag Nachmittag, 14.00 – 16.00 Uhr reden wir (bzw. Micha redet vor allem) erst mal über die Grundlagen/Theorie des Obstbaumschnittes (Wuchsgesetze etc.). Am Samstag und Sonntag schneiden alle Teilnehmer selber Bäume. Am Samstag Jungbäume, am Sonntag Altbäume.

Um effektiv arbeiten zu können, muss die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Unkostenbeitrag: 150 € (Ermäßigt: 100 €), bitte in Bar zum Kurs mitbringen.

Theorie und Praxis finden in Tübingen statt. Genaueres nach der Anmeldung. Ein Manuskript wird ausgegeben, muss allerdings separat erworben werden.

Übrigens, auch wer schon mal bei dem Seminar mitgemacht hat – es lohnt sich trotzdem nochmal das alte Wissen aufzufrischen – oft genug steht man dann ja doch unschlüssig vor dem Baum und überlegt, wie genau das jetzt nochmal war.

Natürlich arbeiten wir an einem Konzept, dass das Seminar auch Corona konform durchgeführt werden kann.

 

Übersicht:

Wann: 12.02.2021, 14 – 16 Uhr, 13. & 14.02.2021 ganztägig

 

Ort: Tübingen und evtl. nähere Umgebung

Unterkunft/Verpflegung: ist nicht im Preis enthalten und jeder muss sich selber drum kümmern

Unkostenbeitrag: 150 € (Ermäßigt: 100 €), bitte in Bar zum Kurs mitbringen (Es werden gerne Quittungen und Teilnahmebescheinigungen ausgestellt, aber keine Rechnungen.), Manuskript kann zusätzlich bei Herr Grolm erworben werden.

Anmeldungen bitte ausschließlich an: NinaPietsch@mail.de

Schwärzloch – fiat lux

Am Samstag, dem 17.Okt.2020, haben viele Helfer unter der Stromtrasse Gehölze entfernt, damit wieder mehr Licht auf den Boden fällt. Seltene Pflanzen und Baumarten wie die Elsbeere (Sorbus torminalis) werden so gefördert.

Nach dem Einsatz und vorher (zum Wechsel bitte Mauszeiger über das Bild bewegen)

Reprint: Lucas – Die Kernobstsorten Württembergs

Eduard Lucas, einer der bedeutendsten deutschen Pomologen seiner Zeit, gab 1854 eine Monografie über „Die Kernobstsorten Württembergs“ heraus. Das Buch enthält eine systematische Aufzählung der wichtigsten allgemein und regional verbreiteten Kernobstsorten in Württemberg. Zudem enthält es von den meisten Sorten (knappe) Beschreibungen, Angaben zur Verbreitung der Sorten, Synonyme und häufig auch zur Verwendung der Sorten.

Das Buch wurde nur in ziemlich kleiner Auflage hergestellt und ist heute nur noch selten im Handel zu finden. Die meisten Exemplare wurden durch Gebrauch „zerlesen“ oder liegen in Bibliotheken fest.

Für Pomologen, Obstbauer, Natur- und Denkmalschützer, Gärtner, Garten- und Landschaftsarchitekten, u.a. ist das Werk eine bis heute unverzichtbare Quelle. Viele der darin erwähnten Sorten sind nicht nur für Württemberg von Bedeutung sondern weit darüber hinaus. Insbesondere bei (Most-)Birnbäumen finden sich noch heute Bäume die aus der Zeit von Lucas stammen.

Dank des Vereins zur Erhaltung bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume e.V. (VEbTiL) in Tübingen steht das Buch nun wieder als qualitativ hochwertiger Reprint zur Verfügung.

Der Bezug ist direkt beim Verlag Fines Mundi in Saarbrücken (www.fines-mundi.de) zum Preis von 44 Euro zzgl. Versandkosten möglich.

Gesucht: Alte Tübinger Birnensorten

Wer hat Hinweise zu folgenden, früher um Tübingen vorkommenden alten Birnensorten?

  • Brändlerbirne – Herrenberg?
  • Cyderbirn
  • Entenschnabel – Kreßbach?
  • Lederbirne (Große badische Mostbirn)
  • Marie Louise
  • Normännische rote Herbstbutterbirne (Roter normännischer Isambert)
  • Schellesbirn (Zehnschillingsbirn)
  • Schnabelbirne (Kleine Blanquette)
  • Weilerbirn

Wir sind für jeden Hinweis dankbar!

Biotoppflege

Wir planen relativ kurzfristig die Biotop-Pflegeeinsätze – wenn ihr gerne mitmachen möchtet, schreibt uns kurz eine Mail (info@vebtil.de) mit der Bitte um Aufnahme in den Mail-Verteiler, dann wisst ihr immer über die nächsten geplanten Einsätze Bescheid und könnt kommen und mithelfen wenn es passt.

 

Das aktuelle Ärgernis

Am Pfingstmontag 2012 haben wir festgestellt, dass ein Großteil der Mauern in der Mühlstraße unterhalb des Pfleghofs in Tübingen verfugt wurde. Das hat uns aus naturschutzfachlicher und -rechtlicher Sicht sehr betroffen gemacht, denn diese Mauern sind, wie viele andere, Lebensraum der Zauneidechse, einer Art die nach geltendem Recht streng geschützt ist. Dass dabei möglicherweise auch Zauneidechsen quasi hinter der Mauer „einbetoniert“ wurden, können wir nicht sicher ausschließen.

Besonders ärgerlich finden wir, dass wir schon vor Monaten bei der Unteren Naturschutzbehörde vorstellig wurden, um uns darüber zu beschweren, dass die artenschutzrechtlichen Vorschriften in Tübingen (wie auch in anderen Kommunen im Landkreis) nicht systematisch eingehalten werden. Die Untere Naturschutzbehörde hat die Kommunen des Landkreises zwar angeschrieben, aber in Tübingen offenbar teilweise ohne Wirkung.

Für die Maßnahme am Pfleghof wäre zu prüfen gewesen, ob sie mit dem Naturschutzrecht konform ist und wohl auch eine sogenannte „spezielle artenschutzrechtliche Prüfung“ durchzuführen. Möglicherweise wäre die Maßnahme überhaupt unzulässig – in jedem Fall wären aber vorab Maßnahmen zur Sicherung der sogenannten „Kohärenz“ notwendig gewesen. Das heißt es wäre vor dem Eingriff ein wenigstens gleichwertiger Ersatzlebensraum zu schaffen gewesen.

Solche Verstöße haben wir in Sachen Zauneidechse auch schon durch die komplette Beseitigung von Mauern – insbesondere im Rebenanbaugebiet in Unterjesingen – festgestellt, wo auch ohne Beachtung des Artenschutzrechts reihenweise Lebensräume der Zauneidechse komplett vernichtet wurden und dies, soweit uns bekannt, ohne jegliche Prüfung oder Kohärenzmaßnahmen. Auch das haben wir bei der Unteren Naturschutzbehörde zur Meldung gebracht. Bisher ohne sichtbaren Erfolg.

Wir haben uns daher entschlossen diesen besonderen Fall an der Mühlstraße in Tübingen in unserer Rubrik „Das aktuelle Ärgernis“ öffentlich anzuprangern, weil wir es leid sind, dass die zuständige Behörde in Sachen Artenschutz nicht hinreichend aktiv zu werden scheint und den Eindruck vermittelt untätig zu sein.

Wir sind gespannt, ob und wie die Untere Naturschutzbehörde, die für die Umsetzung der geltenden rechtlichen Bestimmungen verantwortlich ist, in diesem Fall reagieren wird.